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01.03.2014 Kategorie: Andacht

Andacht März 2014

Jesus Christus spricht: Daran werden alle erkennen, dass ihr eine Jünger seid: wenn ihr einander liebt. Johannes 13,35 (E

Da saß sie nun in ihrer Küche und starrte vor sich hin. Allmählich wurde es dunkel draußen und kalt wurde es auch. Es roch nach dem aufgewärmten Essen von heute Mittag. Morgen würde sie einkaufen müssen. Wie sie zu dem Laden kommen sollte, wusste sie noch nicht. Sonst hatte ihr Sohn sie einmal die Woche zum Supermarkt gefahren. Aber jetzt ...

Sie seufzte tief, als sie an ihren Sohn dachte und wenn sie daran dachte, dass sie morgen unweigerlich aus dem Haus gehen musste. Wie würden die anderen reagieren, wenn sie sie sahen? Vor einer Woche war Marga, als sie ihren Müll wegbrachte, schnell an ihrem Haus vorbeigegangen, ohne sie zu grüßen. Hatte sie sie etwa nicht gesehen, oder wollte sie nichts mehr mit ihr zu tun  haben, seit das mit ihrem Sohn passiert war?

Vorgestern hatte es in der Zeitung gestanden, dass ihr Sohn verurteilt worden war. Es wurden zwar keine Namen genannt, aber so viel war ihr klar; hier im Dorf wusste jeder, wer Max K. war, der mit Drogen gedealt hatte. Und natürlich zerriss man sich das Maul über die Mutter. Die ist ja immer schuld. Der Vater war ja sowieso schon lange weg. Was kann denn dann dabei rauskommen, wenn  eine allein erziehende Mutter es richten soll. Sie hatte ihr Bestes getan, aber Max war ihr nach und nach entglitten. Er lebte sein Leben; sie wusste noch nicht einmal genau, wo und wovon er lebte.

D.h. jetzt wusste sie es. Trotzdem hatte er sie einmal wöchentlich zum Einkaufen gefahren. Wie sollte sie das denn jetzt schaffen? Sie hatte ja sonst keinen. Mit dem Bus war es so umständlich  und die schwere Einkaufstasche. Sie war ja schließlich nicht mehr die Jüngste, und auch nicht mehr gesund. Sie musste sich zusammenreißen, all ihren Mut zusammennehmen, die Ohren  verschließen, damit sie nichts von dem Gezischel hörte, nur geradeaus sehen. Damals hatte sie es ja auch geschafft, als Max' Vater sie hatte sitzen lassen und das Gerede hatte sich schließlich  auch gelegt.

Da klingelte es an der Wohnungstür. Inga stand draußen, die Frau aus der ersten Etage. „Ich wollte nur fragen, ob Sie morgen mit uns zum Einkaufen fahren wollen. Wir fahren jeden Mittwoch  einkaufen und wir nehmen sie gerne mit." – „Ja, wenn Sie wirklich mich..." „Klar, morgen um 10."

Und am Donnerstagvormittag kam Rosemarie um sie zu fragen, ob sie sie am Nachmittag zur Frauenstunde abholen solle. „Du warst schon so lange nicht da. Komm doch mal wieder mit. Verkriechen bringt doch nichts. Wir freuen uns, wenn du wieder kommst. Deine Stimme hat uns beim Singen gefehlt und auch sonst. Es ist schön, wenn du dabei bist."

Jesus Christus spricht: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.

Ja, so kann es in einer christlichen Gemeinschaft aussehen. So können Jüngerinnen miteinander umgehen. Eine steht für die andere ein. Man versucht sich einzufühlen, zu erspüren was nötig ist und teilt Liebe aus.

Neulich las ich etwas, das mich sehr nachdenklich machte. Eine ganz kurze Frage nur, aber sie hatte es in sich!! Es war folgende Frage: Angenommen, du würdest verhaftet, weil du ein Christ bist –  gäbe es genügend Beweise, dich zu überführen? Das brachte mich ganz schön zum Nachdenken. Gäbe es Beweise? Könnte man, kann man erkennen, dass ich Christ bin?

In dem Vers aus dem Johannesevangelium sagt Jesus ganz deutlich, woran man erkennen kann, dass jemand zu Jesus gehört: Liebt einander, daran kann man erkennen, dass ihr zu mir gehört, meine Jünger seid. So einfach ist das. Liebe üben, einander freundlich zugetan sein, bedenken, was dem anderen fehlt bzw. ihm jetzt gut tun könnte. Wenn wir das täten, dann würden wir das  Gesetz erfüllen. Dann würde man sich in unserer Gemeinschaft wohl fühlen. Dann käme man gern zu uns. Dann wären wir wahrhaftig Jesu Jüngerinnen.
Amen.

Lieder
EG 222 Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen
EG 604 Wo ein Mensch Vertrauen gibt
EG 358 Es kennt der Herr die Seinen


Gebet
Herr, unser Gott, du bist der Ursprung aller Liebe;
aus Liebe hast du alles erschaffen,
aus Liebe hast du uns bewahrt bis zu diesem Tag.
Mach unser Leben zu einer Antwort auf diese Liebe.
Gib uns die Kraft, dich über alles zu lieben
und deine Liebe weiterzugeben an die Menschen
auf unserem Weg.
Lass die Liebe reichlich unter uns wohnen.
Gib uns genug Phantasie und Einfühlungsvermögen
um Liebe auszuteilen.
Herr, unser Gott, du siehst alle Menschen,
die Unglücklichen, die Ausgestoßenen, die Vernachlässigten,
und die, mit denen uns das Zusammenleben schwierig erscheint.
Hilf, dass sie auch durch uns Geduld und Toleranz erfahren.
Gib uns die Kraft, auch sie zu lieben.
Bleibe du bei und in uns,
damit auch wir bei dir sind und deine Liebe ausbreiten können.
Amen


Segen
Der Segen Gottes,
der die Menschen so sehr liebte,
dass er seinen Sohn zu ihrer Rettung sandte,
geleite dich durch dein Leben.
Er stärke und ermutige dich
und lasse die Liebe blühen in deinem Herzen.

Beitrag von Almut Lingelbach