Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott? Das ist eine Frage, auf die ich zuerst keine Antwort finde. Gerecht sein – was heißt das? Wann verhalten wir uns gerecht? Wie äußert sich das im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen in Familien, im Beruf oder im Freundeskreis? Selbst wenn wir uns noch so sehr bemühen, wir sind doch immer wieder ungerecht gegenüber unserem Nächsten. Wenn wir den Menschen schon nicht gerecht werden können, wie viel schwerer ist des dann, gerecht vor Gott zu sein? Ist das eine aussichtslose Sache? Im Buch des Propheten Hiob lesen wir, dass diese Frage über die Gerechtigkeit gegenüber Gott schon die Menschen im alten Testament bewegt hat. Hiob wird als frommer, rechtschaffener und gottesfürchtiger Mensch beschrieben, der nach den Geboten Gottes lebte und das Böse mied. Und doch erkennt auch er, dass er Gott nicht gerecht werden kann. Wie also sollen wir Gerechtigkeit erlangen? Zu diesem Thema fällt mir Martin Luther ein. In der Zeit, in der er als Mönch lebte, hat die Frage „wie kann ich gerecht sein vor Gott - wie bekomme ich einen gnädigen Gott“ auch ihn gequält. Er hat sich bemüht, aber immer wieder Niederlagen erlitten. Er hat sich kasteit und viele Arten der Buße auferlegt, nichts hat geholfen. Er wusste, dass er es nie schaffen würde, dieses Ziel nie erreichen würde. Niemals, egal wie sehr ein Mensch sich auch bemüht, niemals kann er vor Gott gerecht sein. Diese Erkenntnis war schon sehr niederschmetternd und entmutigend. Dann aber las Martin Luther in Habakuk 2,4: „der Gerechte wird durch seinen Glauben leben“ und im 3. Kapitel des Römerbriefes steht, dass die Rechtfertigung allein durch den Glauben geschieht. Für Luther waren diese Worte wie eine Befreiung. Er verstand auf einmal, dass wir Menschen nicht durch Werke, sondern nur aus Glauben Gott gerecht werden können. Er erkannte, dass Gott kein strafender und strenger Gott ist, sondern ein barmherziger, liebender und gütiger Gott, der uns geschaffen hat, so wie wir sind. Martin Luther hat seine Erkenntnis „Gott sei Dank“ an uns weiter gegeben. So können auch wir darauf vertrauen, dass die Liebe Gottes uns trägt und wir durch unseren Glauben bei ihm Gerechtigkeit erfahren werden.
Gebet
Barmherziger, treuer Gott, du vergibst uns
Sündern täglich alle Schuld und willst, dass auch
wir einander vergeben. Überwinde unsere
harten Herzen, dass wir barmherzig miteinander
umgehen und von deiner Versöhnung leben.
Amen
Lieder EG 341 Nun freut euch, lieben Christen g’mein EG 342 Es ist das Heil uns kommen her Segenswunsch So reichlich wie das Gras, das wächst, wie der Sand an der Küste oder der Tau auf der Wiese ist, so reichlich komme der Segen unseres Gottes über jede Seele, die war, die ist und sein wird. (Irischer Segenswunsch)